Schokolade geht besser!

Shownotes

Damit ein Wandel zu mehr Nachhaltigkeit und Fairness gelingen kann, müssen auch die Unternehmen mitmachen. Was genau können Unternehmen tun, um den ausbeuterischen und klimagefährdenden Handel im Kakaoanbau zu verbessern? Am 11. Juni 2021 hat die Bundesregierung endlich das Lieferkettengesetz beschlossen. Mit diesem Gesetz werden deutsche Unternehmen ab 2023 verpflichtet zu gewährleisten, dass die Herstellung ihrer Produkte fair für Mensch und Umwelt verläuft.
Marika Liebsch unterhält sich mit den Gästen Jelena Radeljić (Nachhaltigkeits-Managerin bei Ludwig Weinrich) und Barbara Schimmelpfennig (Pressesprecherin Gepa).

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00:00:00: Und herzlich willkommen bei Chocolate Stories. Dem nachhaltigen Podcast von Engagement Global und dem Kölner Schokoladenmuseum.

00:00:10: In diesem Podcast geht es darum, warum Nachhaltigkeit und Fairness grade bei Schokolade so wichtig sind. Ich bin Marika und moderiere diesen Podcast für euch.

00:00:20: Zu jeder unserer Podcastfolgen laden wir immer zwei Schokoladenprofis ein und wir treffen uns ganz real im Schokoladenmuseum in Köln.

00:00:29: Unser Thema bei Chocolate Stories heute ist, Schokolade geht besser, Unternehmen übernehmen Verantwortung.

00:00:36: Und dazu habe ich zwei sehr spannende Gäste, Jelena Radelic.

00:00:42: Von der Firma Weinrich ist uns zugeschaltet aus Berlin.

00:00:47: Hallo Jelena. Hallo zusammen. Und ich habe auch live Besuch von Barbara Schimmelpfennig von der Gepark. Hallo Barbara. Ja, hallo.

00:00:56: Erstmal vorab die Frage, Weinrich ist ein Schokoladenhersteller, ich kannte den zugegebenermaßen bisher nicht, bis ich mich auf diese Sendung vorbereitet habe, was ist Weinrich für ein Schokoladenhersteller?

00:01:06: Ja, Weinrich ist ein Schokoladenunternehmen, wir stellen Schokoladen für Private Label Kunden her, das heißt für Marken.

00:01:13: Wir sind führender Hersteller im Bio- und Fairtrade-Schokoladenbereich in Deutschland und

00:01:18: wahrscheinlich auch Europa. Ähm und das ist ein Familienunternehmen, was jetzt in vierter Generation geführt wird

00:01:24: sind gute 400 Mitarbeiter am Standort in Herford in Nordrhein-Westfalen. Gründet wurde es damals 1895 als Keksfabrik und in den 60er Jahren wurde sich dann auf die Produktion von Schokoladen spezialisiert.

00:01:40: Also auch ein ganz alteingesessenes Unternehmen und Barbara, du bist von der GEPA

00:01:46: Ja, die Gepäck ist nicht ganz so alt, aber im fairen Handel eben schon sehr alt, also nicht nur alt, sondern auch Vorreiter und Pionier. Die Geper ist 1975 gegründet worden, vor 46 Jahren zum Thema jetzt Unternehmen Verantwortung

00:02:00: Ist eigentlich ausschließlich dazu gegründet worden, um gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, nämlich fairen Handel zu betreiben. Und zwar von den großen Kirchen.

00:02:09: Wie das genau funktioniert, darüber sprechen wir heute und die Verbindung zwischen euch beiden ist Weinrich produziert ja die Schokolade für die

00:02:17: Geper. Ja genau, seit ungefähr 2000. Wir kaufen die Kakaobohnen ein und haben natürlich den Kontakt mit unseren Handelspartnern, den Kleinbauern genossenschaften, die den Bio-Kakao produzieren

00:02:29: und damals haben wir halt eine mittelständische Hersteller gesucht, der gemeinsam mit uns dann entsprechend die ganzen Schokoladensorten Bio und Fair produziert.

00:02:38: Und das ist seitdem eine ganz lange und vertrauensvolle Zusammenarbeit.

00:02:43: Ja, Elena und Barbara, wenn wir jetzt darüber reden, die, dass die Unternehmen Verantwortung übernehmen.

00:02:49: Wie machen sie das denn? Elena, erzähl mal aus deiner Praxis, wie.

00:02:54: Übernehmen, Unternehmen am, jetzt das Beispiel Wein richten. Ja, genau, also ich glaube, das hat auf jeden Fall sehr viel mit der Geschäftsführung zu tun, dass der Geschäftsführer Cottbus

00:03:03: wurde selbst einen hohen Anspruch haben auch Beziehungen zu Produzenten zu pflegen und soziale Werte zu leben

00:03:10: wir sind so an der Schnittstelle als Hersteller, dadurch dass wir aus dem konventionellen Bereich auch kommen ursprünglich, dass wir Schokolade für die Kunden herstellen, die sie das möchten

00:03:19: und natürlich die Qualität auch an oberster Stelle steht und jetzt immer mehr in diese Richtung gehen wollen, wirklich nachhaltig zu agieren und das komplett und nicht nur auf der Rohstoffebene. Und so fängt Nachhaltigkeit ja auch oft an bei so herstellenden Unternehmen, dass geguckt wird, wo

00:03:34: wo kommen die Rohstoffe her? Das wär erstmal zu fragen, wo kommt eigentlich der Kakao her, den wir beziehen und wo kommt der bei euch her? Also aus verschiedenen Ländern, also Westafrika nimmt natürlich einen großen Teil an, weil das auch oft der Kakao ist, der uds rain Forest zertifiziert ist, was unser niedrigster Kakao-Standard sozusagen ist.

00:03:52: Und das ist dann oft Maßbalance, das heißt, da kommen ja viele Kakaobohnen aus vielen Ländern zusammen und die Lieferanten können uns oft nicht mehr direkt

00:04:00: auf Knopfdruck oder auf direkter

00:04:02: der Anfrage sagen, woher kommt der Kakao? Das kann die Geball ganz toll. Das haben wir jetzt auch für unseren Nachhaltigkeitsbericht wieder ganz genau gefragt, weil wir auch von der GEFA manchmal so Mischungen bekommen, aber die Giffer weiß dann halt.

00:04:13: Wo das genau herkommt.

00:04:17: Moment mal, Messbalance, was ist das denn? MessBalance kommt aus dem englischen und bedeutet im fairen Handel Mengenausgleich.

00:04:26: Fair gehandelte Rohstoffe, wie Kakao zum Beispiel, dürfen bei der Verarbeitung mit nicht fair gehandelten Produkten gemischt werden.

00:04:34: Derzeit können bei Kakao, Zucker, Fruchtsaft und Tee noch nicht überall auf der Welt faire und konventionelle Produkte eindeutig getrennt werden.

00:04:42: Durch einen Mengenausgleich wurde eine Übergangslösung geschaffen.

00:04:46: So können auch kleinere Produzenten und Produzentinnen am fairen Handel teilnehmen, die bisher noch nicht komplett fair produzieren können.

00:04:54: In der Praxis bedeutet es, dass zum Beispiel fair zertifizierter Kakao auch in Teilen konventionellen Kakao enthalten kann.

00:05:01: Dafür aber ein konventioneller Kakao, auch in Teilen fairen Kakao.

00:05:05: Insgesamt kommt aber die Fähre zertifizierte Menge des Rohstoffes in den Handel. Dafür sorgt eine unabhängige Zertifizierungsorganisation.

00:05:14: Die führt strenge Überprüfungen durch und verfolgt die Fähre zertifizierte Rohstoffmenge durch die gesamte Lieferkette hindurch. Und jetzt weiter.

00:05:24: Und das ist total schön und das wollen wir auf jeden Fall immer mehr machen. Das heißt, der erste Schritt ist erstmal eine Transparenz auch in die Rohstoffherkünfte zu bekommen

00:05:33: und das bedeutet bei uns schon auch viel strukturelle Veränderung. Ich glaube, in so einem kleinen Startup oder auch eine Gefahr, die sozusagen aus einem ganz anderen, ursprünglichen Gedanken.

00:05:42: Gegründet wurde, ist es leicht oder sozusagen erstmal nicht ganz so herausfordernd zu sagen, äh das ist unser Mindeststandard und jetzt gucken

00:05:50: wir mal wie wir loslegen und bei gibt schon ganz alte Strukturen und Zusammenarbeit mit großen Lieferanten und Kunden und jetzt müssen wir gucken wie wir die Lieferanten, die Kunden und auch unsere Kollegen und Kolleginnen immer mehr dahin bringen zu sagen, ja wir wollen wirklich wissen

00:06:05: wo die Rohstoffe herkommen. Also das ist auf jeden Fall ein großes Thema und ansonsten wenn ich da gerade mal einhaken darf, wo wir bei dem Thema sind, wo die Rohstoffe herkommen. Du hast es gerade schon gesagt, die Gepa weiß das

00:06:17: ganz genau. Wie ist das Barbara? Woher wisst ihr das und warum seid ihr auf dem Gebiet so ein Pionier?

00:06:22: Ja, der faire Handel hat ja letztendlich als Grundprinzip die Transparenz der Lieferkette, um zu wissen, welche Menschen dahinter stehen und deswegen ist das immer ganz entscheidend, mit Kleinbauerngenossenschaften im Fall der GEPA zu handeln, wo wir einfach

00:06:35: A nach verschiedenen Fairtrade- und Biokriterien handeln, zum anderen aber auch die Kolleginnen und Kollegen auch hinreisen. Und jetzt im Falle von Weinrich ist es ja so, wir kaufen dann von denen genossenschaften, die Obere ein.

00:06:48: Und lassen die zum Teil nochmal einmal ein bisschen weiterverarbeiten in Masse oder in bestimmte Bestandteile.

00:06:53: Und geben das dann an Weinrich, um dann das Schokoladenprodukt zu machen. Also von daher.

00:06:58: Ist das einfach von Anfang an das Grundprinzip im Kaffee gewesen und in der Schokolade genauso. Ist natürlich auch nicht so einfach bei solchen Produkten wie Schokolade, wo

00:07:07: viele Zutaten vorhanden sind und das ist uns auch ganz besonders wichtig, dass man eben, also im Rahmen der Verarbeitung, die Rohwaren auch nachvollziehen kann, dass das nicht irgendwo.

00:07:17: Verschwindet während der Verarbeitung und das ist ja genau der Punkt, wo ihr als Gepard, da gehen wir noch einen Schritt weiter. Genau, als die Fair-Schild-Kriterien, wo das erlaubt ist bei Kakao und Zucker.

00:07:28: Aber äh wir sagen, wir möchten auch wirklich sagen können, in der Schokolade ist genau der Kakao, der Zucker von der Genossenschaft drin. Und das ist auch super, dass

00:07:36: solche Firmen wie Weinricht, das ist für uns ja auch wichtig, solche mittelständischen Hersteller, die eben

00:07:41: gleichen Werte haben, dass die das auch ermöglichen, dass wir das rückverfolgen können. Das ist ja auch ein Aufwand für euch, ne, also denke ich, das ist ja schon mit Maschinen und Reinigen und alles dokumentieren

00:07:52: Und ich weiß doch, dass wir teilweise für Stiftung Warentest oder andere Verbrauchertests alles

00:07:57: heranschaffen mussten, die Uhrzeit der Charge und weiß ich nicht was und die konnte und das konntet ihr uns dann auch entsprechend liefern halt, ne? Weil wir es auch wieder nach draußen geben müssen

00:08:07: um die Transparenz zu zeigen. Also sehr aufwendig, Elena at

00:08:10: zähl doch noch mal, du hast eben gesagt, Transparenz ist der erste Schritt, was kommt noch dazu? Also aktuell arbeiten wir auch wirklich an einem Aufbau der menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht, was auch im Rahmen des Lieferkettengesetzes natürlich eine Anforderung wird. Zum Glück

00:08:23: wirklich, also dass wir jetzt auch wirklich nochmal von außen gesetzlich gedrängt werden, da eine Grundlage zu schaffen. Moment mal.

00:08:31: Das Lieferkettengesetz soll für einen besseren Schutz der Menschen und Kinderrechte und der Umwelt sorgen.

00:08:37: Im Moment ist es so, dass deutsche Unternehmen sagen können, wir wissen nicht, wie viel Lohn die Arbeiterinnen in anderen Ländern bekommen oder ob Kinder für unsere Produkte arbeiten.

00:08:46: Oder wie zum Beispiel giftige Chemikalien entsorgt werden. Viele Unternehmen verletzen im Ausland oft grundlegende Rechte und schädigen die Umwelt.

00:08:55: Das Lieferkettengesetz verpflichtet Unternehmen Verantwortung zu übernehmen. Ihre gesamte Wertschöpfungskette zurückzuverfolgen und transparent zu machen.

00:09:05: Bisher war das freiwillig. Manche Unternehmen machen das auch. Allerdings immer noch viel zu wenige.

00:09:11: Deshalb wurde nach jahrelanger Diskussion am 11. Juni 2021 im Bundestag das Lieferkettengesetz beschlossen.

00:09:19: Es soll am ersten Januar zweitausenddreiundzwanzig in Kraft treten.

00:09:24: Allerdings einigten sich die Politiker nur auf einen Kompromiss. Das Gesetz soll zunächst nur für Unternehmen mit mehr als 3000 Beschäftigten gelten.

00:09:33: Ab 224 auch für Unternehmen mit mehr als 1tausend Mitarbeitenden. Und jetzt weiter.

00:09:41: Der erste praktische Schritt ist, dass wir wirklich auch, wie die Gepard viel enger mit den Kooperativen zusammenarbeiten wollen und einen direkteren Bezug

00:09:49: zu den Rohstoffproduzentinnen aufbauen wollen. Also ich glaube, das sind auch zwei meiner ganz wesentlichen Wünsche so an die Welt, dass wir mehr persönliche Beziehungen pflegen, weil ich glaube wirklich im direkten Austausch, im persönlichen Austausch kommt auch das Individuum dahinter irgendwie

00:10:04: zur Geltung und kann auch individuelle Bedürfnisse benennen und dann kann sich in der Handelsbeziehung darauf sozusagen verständigt werden, was denn jetzt in diesem Fall

00:10:13: wirklich fair bedeutet, weil das ist ja auch nicht ein globaler Standard, den man einfach überall mal drüber legen kann

00:10:19: Barbara, das ist ja bei der Gepa auch schon immer ein ganz großes Thema gewesen, genau hinzugucken, wie es in Kakao Bauern und Bäuerinnen, aber auch den Arbeiterinnen und Arbeitern geht

00:10:29: ihr bessert da auch immer wieder nach und macht neue Sachen. Ihr habt jetzt grade auch noch mal was Neues gemacht. Die Geper arbeiten ja

00:10:38: Kleinbauernorganisation zusammen, nicht mit Plantagen im Kakao oder Kaffee.

00:10:42: Das gibt's nur im Tee mit einer engagierten Teefirma und weil wir einfach aus der Erfahrung gesehen haben

00:10:48: dass es eine Mindestabsicherung nach unten braucht, gerade weil die Weltmarktpreise für solche Rohstoffe so stark schwanken, haben wir jetzt grade nochmal unseren eigenen Mindestpreis für Biorohkakao erhöht, auf 3.500 US-Dollar pro Tonne.

00:11:02: Und damit sind wir dann quasi ja

00:11:05: mehr als 56 Prozent über Weltmarktpreis vom letzten Jahr. Es gab immer schon Mindestpreise, auch weil wir ja auch im System der Zertifizierungsorganisation Fairtrade International sind, dass es da faire Mindestpreise gibt, aber wir wollten da nochmal eine Absicherung verstärken

00:11:20: aber wieso könnt ihr das?

00:11:21: Und andere nicht. Bei uns ist ja das Grundprinzip, dass es nicht darum geht, rein die Profitspirale weiterzutreiben. Wir müssen auch die Schokoladen verkaufen können und das geht auch nicht in astronomischen Höhen. Die Preise müssen auch realistisch sein. Aber die Leute sind zum Glück

00:11:36: immer mehr bereit, das auch zu machen und das auch zu unterstützen. Und man sieht einfach auch bei jeglichen Firmen, es ist immer noch Puffer da. Es ist häufig immer noch was dran zu drehen, sodass man auch, wenn man das will und da auch bereit dafür ist, auch.

00:11:50: Entsprechend mehr zahlen kann. Zum Beispiel haben wir auch für eine Genossenschaft in Sautour damals die Bio-Zertifizierung finanziert und die konnten dadurch auch höhere Preise erzielen und strahlt auch auf das Land, auf die Insel selber aus, also

00:12:04: sie vertreiben zwar einen Großteil an uns, aber für die anderen Dinge hat es dazu beigetragen, dass generell die Preise im Land für roh Ware gestiegen ist, also

00:12:13: Das erleben wir halt oft, dass die Genossenschaften, die selber dann so gestärkt sind und Akteur werden durch den Fernhandel, durch die besseren Preise. Das strahlt in die Region und dann wollen andere auch die Preise haben, also die andere Genossenschaften und dann trägt das auch dazu bei, dass generell sich das Niveau anhebt und

00:12:30: Das sind alles solche Auswirkungen des Fernhandels, die alle noch hinzukommen quasi, zu den erhöhten Preisen an sich. Du bist jetzt schon so lange bei der Geber, 26 Jahre, hast du eben erzählt

00:12:42: bist du zufrieden damit, wie weit ihr gekommen seid, ist das relevant, was ihr geschafft habt? Wo steht ihr da.

00:12:49: Also ich glaube, umsatzmäßig gibt's natürlich viel größere Firmen und auch ein Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mäßig gesehen, wir sind so 170 Mitarbeitende, aber wenn man sieht, was das in Politik und Gesellschaft für eine Ausstrahlung hatte, dass heute

00:13:03: letztendlich überhaupt eine Lieferkettengesetzthema wird. Da haben ganz viele politische Organisationen ja auch mit Kampagne gemacht, internationale Zusammenschlüsse, das Forum Fairer Handel.

00:13:12: Der Zusammenschluss des Fernhandels in Deutschland, aber die Geper hat damit Sicherheit auch einen großen Einfluss gehabt, dass überhaupt

00:13:19: Hinterfragt wird, welche Menschen stehen hinter dem Produkten, von wem kommen die Rohwand, wie werden sie angebaut? Dass sich heute kein Unternehmen mehr leisten kann, da ohne in der Öffentlichkeit kritisiert zu werden

00:13:30: gravierende Verstöße einfach mal so durchzuführen. Du hattest uns auch ein paar Zahlen mitgebracht, als es hier angefangen hat mit 1,3 Millionen

00:13:38: Umsatz in 40 Weltläden und heute seid ihr bei 81 Millionen und 800 bis 900 Läden, also da kann man an Zahlen auch absehen, was er geschafft hat.

00:13:48: Wobei, man muss dazu sagen, das wird jetzt nicht alles in den Weldländen der Umsatz gemacht. Am Anfang gab's ausschließlich die Welpen. Inzwischen sind wir schon 20 Jahre in Super- und Biomärkten.

00:13:58: Außer Hausbereich, also Firmenkantinen, Gastronomie und natürlich auch äh im Onlinebereich.

00:14:06: Aber die Wäldchen sind quasi dieser Motor der ganzen Verhandelsbewegungen. Ne, weil die das einfach das Thema seit Jahrzehnten vorantreiben.

00:14:13: Elena, wie geht es dir bei Weinrich als junge Beraterin im Bereich Nachhaltigkeit? Bist du damit zufrieden? Sagt er, wir schaffen da eine Menge. Es ist relevant, wie beurteilst du das Thema? Also relevant

00:14:25: finde ich's auf jeden Fall. Ich bin wirklich so mit vollem äh Herzen, Nachhaltigkeitsbeauftragte und das heißt, dass ich immer kritisch sein muss. Und das heißt, ich sehe in erster Linie immer alles, was wir noch nicht geschafft haben. Und mir fällt's da ganz schwer, die ganzen Erfolge zu berichten. Ich finde schon einen Erfolg, dass wir im Unternehmen.

00:14:45: Also, dass diese Abteilung geschaffen wurde und wir sind jetzt nach vier Jahren sogar drei Personen, drei Frauen äh mit

00:14:52: 30 Stunden die Woche arbeiten wir. Wir haben jetzt seit Februar eine, die sich wirklich um das Thema Rohstoffprojekte auch kümmert. Das heißt, wird von den Kunden natürlich auch sehr gut wahrgenommen.

00:15:01: Immer mehr zu tun. Also am Anfang konnte ich wirklich in Ruhe von meinem Denken heraus entwickeln, was wollen wir tun, was sollten wir tun? Und ich merke, das stößt auf immer mehr Resonanz, was natürlich gut ist, weil's einfach viel bewegt im Unternehmen auch, dass die Mitarbeitenden und Kolleginnen merken

00:15:16: okay, das kriegt jetzt hier wirklich ein Prioritätsfokus, aber letztendlich können wir auch ähm politische Arbeit mehr mit leisten, was

00:15:23: eben ja auch genannt wurde, dass das auch ein sehr wesentlicher Beitrag ist, wie könnt ihr politische Arbeit leisten? Ja beispielsweise durch die Mitglie

00:15:31: im Forum Nachhaltiger Kakao, da ist ja das DMZ auch vertreten, also verschiedene Ministerien, NGOs, Industrie, also herstellende Unternehmen, aber auch äh der Handel

00:15:41: und Zertifizierungsorganisationen. Und da wird sozusagen geguckt, wie wir in Deutschland als deutscher Schokoladensektor Bedingungen verbessern können

00:15:50: und das sind natürlich wirklich viele große Diskussionsrunden und äh manchmal denke ich auch, hm, was ist jetzt wirklich äh bewegt, also da sehe ich natürlich noch sehr, sehr viel Luft nach oben.

00:16:00: Genau, lass uns doch mal teilhaben, was wünscht du dir denn da noch? Wo ist die Luft nach oben oder wo sagst du hier, das muss noch alles angepackt werden.

00:16:07: Ich finde eine Transparenzpflicht tatsächlich sehr wichtig, dass die Unternehmen auch berichten, wie viel äh Prozent ihres Kakaos ist

00:16:14: denn wirklich wie zertifiziert im besten Fall auch, woher kommt der Kakao? Also da sollten eben auch die Zwischenhändler natürlich immer mehr in der Lage sein, uns das auch schnell

00:16:24: geben zu können und grundsätzlich, ja, die Gesetzesgrundlage, also ich finde auch totaler Fan, grundsätzlich von der Idee, von einem Lieferkettengesetz, dass wir kein Konsum und Wettbe

00:16:34: auf dem Rücken von Kleinstbauern und Bäuerinnen und der Umwelt, die wir alle benötigen für unser Leben austragen und der Wettbewerb ist einfach auf einem zu niedrigen Preisniveau, glaube ich, aktuell wir in Deutschland sind zu günstige Preise gewohnt.

00:16:48: Alles andere verlangt sehr, sehr viel Engagement, Glaubwürdigkeit dieser Marken und da ist wirklich, das wollte ich auch zu dem Punkt eben nochmal sagen

00:16:56: die Gefahr wirklich ganz weit vorne, glaube ich

00:16:58: Und das finde ich halt total schön, äh selber auch zu sehen, dass die GEFA halt wirklich so sehr eine sehr gute Haltung, glaube ich, bewahrt und bewahren kann auf diesem harten Wettbewerbsmarkt.

00:17:08: Jetzt ist aber natürlich immer so die Frage, man kann sich jetzt so

00:17:11: Ich als Konsumentin leicht hinsetzen und immer fordern, ja, die Unternehmen müssen Verantwortung übernehmen. Was brauchen denn die Unternehmen als Unterstützung

00:17:20: damit sie auch die Verantwortung übernehmen können oder was muss passieren, damit auch in einem größeren Stil Unternehmen Verantwortung übernehmen

00:17:29: Also ich glaube, dass bestimmte Wettbewerbsregeln auch auf dem Markt vielleicht ein bisschen angepasst werden müssen. Ja, das sind, glaube ich, schon dann Prozesse, die letztendlich dazu führen, dass die Hersteller und wahrscheinlich eben auch die Lieferanten.

00:17:42: Es sehr schwer haben, ne? Preise zu halten, also faire Preise auch zu

00:17:46: Zahlen. Also das sind so gewisse Systeme unlautere Handelspraktiken ist so ein Stichwort

00:17:52: Wir finden das natürlich auch total wichtig, weil grade durch dieses intransparente Subunternehmer, Subunternehmer, Subunternehmer, keiner weiß mehr genau, da

00:18:01: kann natürlich auch Missbrauch und alles mögliche stattfinden und deswegen ist das Lieferkettengesetz halt ein Schritt, aber es reicht uns auch teils noch nicht, weil bestimmte Dinge noch nicht wirklich verpflichtend festgelegt sind und weil jetzt auch das noch nicht so für kleinere Unternehmensgrößen gilt

00:18:17: Aber ist auf jeden Fall ein ganz, ganz wichtiger Schritt.

00:18:19: Und ich denke, wenn dann die rechtlichen Rahmenbedingungen das auch begünstigen und festgelegt sind, dann sind ja auch alle Unternehmen dazu aufgefordert und.

00:18:28: Trotzdem müssen die Verbraucherinnen und Verbraucher.

00:18:31: Genau hingucken und auch die Medien natürlich. Äh wo ist es nur Greenwashing und wo steht dein Unternehmen wirklich dahinter? Und umso toller ist es ja, wenn natürlich solche

00:18:40: mittelständischen Firmen wie Weinrichters auch wirklich aus freien Stücken jetzt machen oder weil sie einfach selber diese Werte auch leben und nicht nur weil das ein Gesetz fordert. Und umso mehr braucht man solche Unternehmen, die auch anderen zeigen, habe da keine Angst davor. Jeder profitiert dann davon und

00:18:55: das ist ja auch ein

00:18:56: Wichtiger Punkt im fairen Handel, ich muss mich ja nicht aufopfern in dem Sinne, jeder an der Kette soll auch sein, vernünftigen Preis bekommen, auch ein Verarbeiter, auch Händler, Importeur, die Handelspartner, der Handel selber, also das ist einfach dieses Grundprinzip, was dahinter steht. Und ich denke, das ist auch ein Prinzip, das zum Beispiel, wenn es

00:19:14: ich kann's jetzt ganz besonders beim Kaffee nochmal sagen

00:19:17: Wenn zum Beispiel Probleme sind bei einem Handelspartner oder aus irgendwelchen Gründen, ist da vielleicht durch Klimawandel Ernteprobleme oder irgendwas ist zu spät gekommen oder es gibt

00:19:28: Bohnen, die vielleicht nicht ganz so toll sind, dann wird auch versucht, eine Lösung zu finden und nicht einfach irgendwelche Strafen festzulegen und Strafpreise zu zahlen.

00:19:36: Geht einfach beim Fernhandel um ein ganz anderes Miteinander im Handel. Klar. Andere Haltung verinnerlicht werden, weil das

00:19:44: für Unternehmen, weil das natürlich auch die Mitarbeiter profitieren davon. Die möchten natürlich auch

00:19:50: Leute wie du oder so möchten auch lieber bei so einem Unternehmen arbeiten als bei jemand wo alle nur geknechtet werden oder wo man das Gefühl hat da werden alle nur schlecht behandelt. Und ich glaube aber aus der Erfahrung

00:20:02: nach den ganzen Jahren sind wir jetzt in einer gesellschaftlichen Debatte und Situation, wo die Zeit äh so reif ist, wie nie zuvor für solche Themen. Also wo die Chance dafür ist, dass auch

00:20:12: umzusetzen. Eigentlich wie nie zuvor, so dermaßen in so eine Richtung, solche Dinge unterstützt werden, einfach, weil die Leute es auch möchten, weil die Konsumentinnen, Konsumenten es auch möchten.

00:20:22: Und die Politik ist natürlich auch inzwischen viel offener.

00:20:25: Beständiges Kopfnicken von Jelena. Weil wir arbeiten gerade bei Weinrich wirklich an einer Nachhaltigkeitsstrategie, um nicht sozusagen hinter dem Fahrzeug herzulaufen und wieder sauber zu machen, was da vielleicht äh an Dreck hinter war.

00:20:38: Sondern also als Nachhaltigkeitsabteilung, sondern wirklich auch zu gucken, wie können wir uns ans Lenkrad von diesem Gefährt oder lieber nicht ein Auto, sagen wir mal, Fahrrad setzen

00:20:47: und entscheiden, in welche Richtung wo wir überhaupt hinfahren, welchen Polarstern wir da anvisieren und welche Wege und auch Umwege wir dann nehmen. Ich äh habe gerade auch so deutlich genickt

00:20:56: weil ich auch selber mich manchmal immer wieder so wachrütteln muss und denken muss, okay, ich bin ja auch in diesem Spagat zwischen totalem Idealismus und gleichzeitig muss ich ja auch Dinge vorschlagen, die irgendwie umsetzt

00:21:08: sind für die Kollegen und Kolleginnen oder für Weindrich um als Firma zu bestehen

00:21:13: und trotzdem, genau, muss ich mich immer wieder wachrütteln, dass wir wirklich ambitioniert bleiben und das wirklich richtig ernst nehmen, dass wir einen kleinen Schritt weitergehen, als uns bequem ist, weil ich glaube

00:21:23: wirklich dieses Thema Klimawandel und die soziale Schere sind einfach Themen, die uns irgendwann eh wieder einholen mit anderen Problemen. Also das Thema Klima, Flüchtlinge als Beispiel.

00:21:34: Nur. Das ist ja schon einfach was, was dann hier wieder zu großen Spaltungen auch wieder führt. Wie geht man damit um? Und glaube, wenn wir

00:21:41: ernst meinen, dann müssen wir alle jetzt richtig ambitioniert werden. Und weil ich finde auch, es wird sehr viel geredet, sehr viel auch gemacht ja schon und ich sehe auch die Zeit jetzt sehr reif

00:21:52: Aber ich bin grade noch kritisch, ob wir

00:21:55: zu viel reden und noch immer noch viel zu wenig machen. Eigentlich wär's jetzt ein schönes Schlusswort. Ich habe aber trotzdem noch eine wichtige Frage, die mir unter den Nägeln brennt

00:22:03: Das hört sich jetzt so an, ja super, es gibt die Möglichkeiten, man kann es nachverfolgen und das ist ja auch alles machbar. Man muss die Haltung ändern, aber.

00:22:11: Das kostet ja auch Geld. Wie machen das die Unternehmen? Wenn man jetzt plötzlich ist es ja mehr Arbeit, wenn das nachverfolgt werden soll, wie können die Unternehmen das

00:22:21: stemmen. Ja, wahrscheinlich kann ich ihr antworten, weil es für uns Neuer ist, ne, der Bereich. Also ja, wir sind wirklich von null auf eins und jetzt auf drei gewachsen äh und äh ich habe immer noch Ideen für drei, vier weitere Mitarbeiter

00:22:34: Also so ist es nicht. Wir haben wirklich viel zu tun und im Idealfall sollte es uns als Nachhaltigkeitsabteilung ja gar nicht geben, weil eben das ganze Unternehmen halt die

00:22:43: alle Mitarbeitenden, die die Schokolade herstellen

00:22:45: das mache ich selber ja gar nicht. Die sollten sozusagen innerlich einen Katalog haben, äh wo sie die Nachhaltigkeitspunkte abklopfen und dann umsetzen, einfach im Einkauf. Und ich glaube dahin müssen wir schon in die Richtung kommen, dass

00:22:57: die Einkaufsabteilung als Beispiel, wirklich diese Nachhaltigkeitsthemen, Tagesgeschäft unterbringt, also nicht nur Qualitätsstandards, die jetzt gefragt werden und auch oft verpflichtend sind für Lieferanten abgefragt

00:23:08: werden oder als Bedingung überhaupt zur Lieferannahme genommen werden, sondern wirklich auch menschenrechtliche und umweltrelevante Themen. Und da müssen wir hinkommen, dass das Einfachtagesgeschäft wird, nachhaltiges agieren und dann ist natürlich wichtig, dass dieser Mehraufwand, der erstmal

00:23:25: auf jeden Fall da ist und auch, dass das auch gewürdigt wird von den Konsumenten und Konsumenten, weil.

00:23:30: Das war ja vorhin auch schon mal Thema, dass wir in Deutschland sehr, sehr niedrige Lebensmittel und auch Luxusproduktpreise, die für Schokolade gewohnt sind

00:23:38: dass wir da, ja, die Möglichkeit haben, äh faire Preise für alle in der Lieferkette zu haben. Und ich glaube, gelingt mir dann tatsächlich sehr gut, weil das sind Preise, die wirklich noch nicht bei sieben, 8 Euro pro Tafel liegen. Das gibt.

00:23:50: Er auch und trotzdem sind alle in der Lieferkette scheinbar sehr glücklich so wie mein Eindruck ist. Das kann ich nur bestätigen, das Ganze gibt es ja nicht zum Nulltarif und so

00:23:59: Genau beim

00:24:00: Thema Klimawandel haben wir das Thema auch, deswegen ist bei uns jetzt Klimagerechtigkeit auch so wichtig mit dem Fokus auf die Gerechtigkeit. Das gilt aber auch für den Fernhandel an sich, dass eben die, die am quasi anderen Ende der Lieferkette stehen, eben nicht den Preis bezahlen, wenn wir vermeintlich meinen, wir bezahlen ihn nicht.

00:24:16: Und wie du auch gesagt hast, das kommt, irgendwann leben wir ja alle

00:24:20: letztendlich in, wenn man das nochmal so eine Weltbewegung nennen will, in einer Welt und alles ist mit allem verbunden. Und heutzutage global noch viel mehr als früher halt. Und die Auswirkungen

00:24:30: bekommt man zu spüren. Und klar, es hat irgendwann auch Grenzen. Wir können nicht unbegrenzt die Preise zum Beispiel erhöhen. Es reicht aber auch nicht aus, sondern die Politik

00:24:39: ist eben auch gefordert und da können aber auch

00:24:41: aller Konsumenten, Konsumenten sich engagieren und auch mit auf der politischen Ebene dazu beitragen, dass sich was tut. Weil die Geber hat ja im Gesellschaftsvertrag zum einen die Produzentengruppen unterstützen, zum anderen für bewussten Konsum aufklären, aber auch

00:24:56: beitragen, dass ungerechte Welthandelsstrukturen verändert werden. Also das muss alles Hand in Hand gehen.

00:25:01: Und wie gesagt, wie gerade schon erwähnt, wenn die Unternehmen auch merken, sie haben auch selber was davon. Das motiviert dann ja auch noch mal weiter.

00:25:10: Ich danke euch beiden ganz herzlich, Jelena nach Berlin und Barbara hier in Köln. Ganz vielen Dank und tschüss. Vielen Dank auch von meiner Seite.

00:25:20: Wir könnten noch ewig weitersprechen. Es gibt auch noch viele weitere Links in den zu diesem Thema.

00:25:26: Wir haben ja auch in anderen Folgen von Chocolate Stories einzelne Themen nochmal vertieft. Vielen Dank an euch beide. Ich bin Marika Liebsch.

00:25:34: Freue mich auf die nächste Folge und Chocolate Stories ist eine Produktion vom Schokoladenmuseum Köln und Engagement Global im Rahmen des Programms Entwicklungsbezogene Bildung in Deutschland.

00:25:44: Podcast wird finanziert mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Tschüss.

00:25:51: Music.

00:26:00: Dies ist eine Produktion von Podcaststudio Punkt NRW.

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